Von der Entdeckung des elektrischen Lichts für Hagen a.T.W. und der Geschichte der Hagener Mühlen.
Hagen bekommt elektrisches Licht
In die hier lebende Familie Koch heiratete sich ein Mann mit dem Nachnamen Konersmann ein. Dieser war überdurchschnittlich erfolgreich in seiner unternehmerischen Schaffenskraft. Als Einziger im Dorf war es ihm gelungen, eine Lizenz zu erhalten, auf Hochzeiten und anderen großen Aktivitäten, kochen zu dürfen. Aus dem kleinen Lädchen der Familie entwickelte er eine große Filiale mit Brauerei, Gastwirtschaft, Bäckerei, Schlachterei und Zeltverleih. Zudem hatten sie Musikanten, die sie für Hochzeiten und andere Festivitäten vermieteten.
Parallel erbaute der Hagener Maurermeister Schönhoff eine Mühle am heutigen Mühlenweg. Da es dort weder Wasser und Wind gab, trieb er das Mahlwerk mit einer Lokomobile an. Nachts ruhte das Mahlwerk. Dies brachte unseren umtriebigen Kaufmann Konersmann sowie den Besitzer von Hotel Kriege im Jahr 1909 auf die Idee, die Lokomobile nachts arbeiten zu lassen. Sie kauften Akkus und Draht, schlossen an die Lokomobile einen Akku und einen Dynamo an und produzierten dadurch Strom. Somit hatten die Leute in den Häusern, die sich an diesem Projekt beteiligt hatten, elektrischen Strom und konnten auch noch in der Nacht lange Karten spielen. Pater Dominikus, der Sohn von Schönhoff, bediente die Mühle in der Nacht. Seinen strengen Moralansichten als Pater widerstrebte es jedoch, das Kartenspielen zu fördern und somit stellte er oftmals plötzlich das Licht aus, da er „kein Licht für den Teufel“ machen wollte.
Im ersten Weltkrieg wurden die Akkus abgeholt, weshalb es in Hagen wieder keinen Strom gab. Im Jahre 1923 wurde Hagen dann an das Stromnetz von Georgsmarienhütte angeschlossen.
Schönhoffs Mühle wurde 1936 von Familie Wiemann gekauft und ist seitdem bis heute als Wiemanns Mühle bekannt.
Die Hagener Mühlen
Die Gemeinde Hagen a.T.W. war vermutlich vom 18. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts im weiten Umkreis die Gemeinde mit den meisten Mühlen. In den 1920er/1930er Jahren waren zuletzt sogar zehn Mühlen gleichzeitig in Betrieb, neun davon als Wassermühlen. Mit dem Einsatz von modernen Diesel- und Elektromotoren waren die Bauern jedoch schließlich in der Lage, Futtergetreide selbst zu schroten. Auch Privatkunden kauften Mehl nicht mehr in den Mühlen, sondern lieber abgepackt in den Einzelhandelsgeschäften. Deshalb stellte ab den 1950er Jahren eine Mühle nach der Anderen den Betrieb ein.
Schönhoffs/Wiemanns Mühle
Die Mühle wurde 1909 erbaut und wurde ausschließlich mit Motorkraft betrieben. Sie war mit einem 25 PS starken kohlebetriebenen Sauggasmotor ausgestattet, mit dem ab September 1909 der erste Strom für Hagen produziert wurde. Mittlerweile ist der Mahlbetrieb eingestellt, nur das alte Mühlengebäude wird noch als Lagerraum für einen Landhandel benutzt.
Wassermühle Meyer zu Gellenbeck und Sudenfelder Grützemühle an der Gellenbecker Str.
Die Mühle des Hofes Meyer zu Gellenbeck wird urkundlich das erste Mal im Jahr 1273 erwähnt, hat vermutlich aber ein weitaus höheres Alter und ist somit eine der beiden ältesten Mühlen in Hagen. Etwa gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Mühlenanlage komplett renoviert. Man riss die alte Kornmühle ab und errichtete ein neues Mühlenhaus. Diese zeitweise sogar mit drei Mahlgängen ausgestattete Mahlmühle wurde über ein hölzernes Wasserrad betrieben. Im Mai 1929 wurde das Wasserrad der Mahlmühle durch eine Francis-Turbine ersetzt. Gleichzeitig riss man die alte Öl- und Bokemühle auf der Südseite des Baches ab und errichtete dort ein Müllerwohnhaus. Ab 1977 stand die Mühle leer und drohte zu verfallen, doch auf die Initiative der Eigentümerfamilie, dem Pächter und einem zu diesem Zweck gegründeten Verein wird sie weiterhin erhalten.
Im Jahr 1997 wurde auf dem Areal der Gellenbecker Wassermühle ein kleines Fachwerkhaus zwecks Unterbringung der aus dem Jahre 1846 stammenden handgetriebenen Sudenfelder Grützemühle errichtet. Die Grützemühle stand bis Anfang der 1960er Jahre im Ortsteil Sudenfeld unserer Gemeinde. Die „Göttemüölen“ war noch in den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb, da man hier Hafergrütze mahlen lassen konnte.
Niemanns / Dallmöllers Mühle an der Bergstr. im Ortsteil Mentrup
Die zweitälteste der Hagener Mühlen wird im Jahr 1341 als „Nyemolen“, also als „neue Mühle“ bezeichnet. Über den genauen Zeitpunkt der Gründung der Mühle ist nichts bekannt. Um etwa 1900 kam es zu einem Neubau der Mühle. Betrieben wurde die Mühle mit Dampf- und Wasserkraft. In den Folgejahren ab 1925 wurde die Mühle stark erneuert. Anfang der 1930er Jahre wurde ein Sägewerk nördlich und Ende der 1930er Jahre ein Erweiterungsbau südlich an die alte Mühle angebaut. Im Jahr 1939 wurde das alte hölzerne Mühlenrad durch eine Turbine ersetzt. Anfang der 1960er Jahre wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Die Antriebstechnik der Mahlmühle ist größtenteils ausgebaut.
Wackers/Höpkes Mühle am Lotter Weg im Ortsteil Natrup-Hagen
Im Jahr 1719 beantragte Bauer Wacker aus Natrup-Hagen die Genehmigung zum Wiederaufbau einer verfallenen Mühle. Die Mühle wurde mit einem oberschlächtigen Wasserrad betrieben. Im Jahr 1901 wurde ein völlig neues Mühlengebäude mit drei Mahlgängen errichtet. 1955 wurde die Mühle als gewerbliche Mühle stillgelegt und nur noch wenige Jahre für den Hofbedarf benutzt. Das zuletzt mit einem Stromantrieb ausgestattete Sägewerk wurde 1980 außer Betrieb gesetzt. Dennoch befinden sich das Mühlengebäude und die Antriebstechnik in einem guten Zustand. Der ehemalige Mühlenteig dient heute der Forellenzucht.
Meyer zu Natrups Mühle an der Grafenstr. im Ortsteil Natrup-Hagen
Der Bauer Meyer zu Natrup erbaute seine Mühle 1736. Schon zwei Jahre später erhielt er die Genehmigung, neben der Mahlmühle auf der anderen Seite des Stauwehres auch eine Bokemühle errichten zu dürfen. Um 1830 war die Natruper Mühle zeitweise mit drei Wasserrädern ausgerüstet. Diese wurden im Jahre 1904 durch eine erste, kleine Turbine ersetzt. 1930 wurde eine leistungsstärkere Francis-Schacht-Turbine eingebaut. Der gewerbliche Handel in der Mühle wurde von der Eigentümerfamilie im Jahre 1985 eingestellt.
Sudenfelder Windmühle
1752 wurde diese Windmühle von Bauer Sudenfeld auf der Kuppe des Höneberges errichtet. Sie blieb die einzige Windmühle in Hagen, da man merkte, dass es eine Fehlinvestition war, weil sie meist stillstand. 1777 wurde sie deshalb abgebrochen.
Wellmanns Mühle am Lotter Weg im Ortsteil Natrup-Hagen
1774 wurde dem Bauern Wellmann in Natrup die Genehmigung erteilt, unmittelbar an der auf seinem Hof gelegenen Hagenbachquelle eine Öl- und Bokemühle anzulegen. Die Mühle, die mit einem kleinen oberschlächtigen Wasserrad getrieben wurde, war noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in Betrieb.
Stramanns Sägemühle am Leedener Mühlenweg im Ortsteil Natrup-Hagen
1815 erhielt der Bauer Stramann die Genehmigung zur Anlage einer Öl- und Bokemühle. 1837 beantragte Stramann, eine Sägemühle an die Stelle der Ölmühle setzten zu dürfen. Die am Leedener Mühlenbach gelegene Sägemühle wurde zunächst von einem unterschlächtigen Wasserrad getrieben. Dieses wurde 1947 durch eine Turbine ersetzt. Das Sägewerk wird seit Jahren mit Elektromotoren betrieben und auch heute noch als ein Zweig des landwirtschaftlichen Betriebes geführt.
Meyer zu Mecklendorfs Mühle
Die Wassermühle wurde 1911 auf dem Hof Meyer zu Mecklendorf erbaut. Das Wasserrad wurde durch das Wasser des Hönebaches und des Roten Baches angetrieben, welches wiederrum eine Kornmühle mit zwei Mahlgängen und über unterirdisch gelagerte Wellen auch eine Säge und eine Dreschmaschine antrieb. Um das Jahr 1950 wurde der Wasserbetrieb durch einen Elektromotor ersetzt und wurde dann nur noch wenige Jahre für den Hofgebrauch genutzt. Der ehemalige Stauteich der Mühle ist jetzt unter dem Namen ,,Teutoburger-Wald-See‘‘ bekannt.
Wortmanns Mühle in Mentrup
Auch Bauer Wortmann legte 1921 eine mit Wasserkraft betriebene Mühle auf seinem Hof an. Dafür wurde von den Fischteichen im Forellental ein künstlicher Staugraben ausgehoben. Da er aber von Wühlmäusen durchlöchert wurde und einstürzte, wurde der Mühlenbetrieb bereits Anfang der 1970er eingestellt. Das Mühlengebäude wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.
Konersmann Mühle in Natrup
Im Jahr 1924 legte auch Bauer Konersmann eine Wassermühle für seinen Hof an. Sie diente in den 1930er Jahren vorrübergehend der Stromproduktion. Zu Beginn des 2. Weltkrieges wurde der Betrieb eingestellt und das Gebäude wurde Anfang der 1970er Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut.