Die „Großen Steine“ von Kleinenkneten, drei dicht beieinander gelegene Großsteingräber, gehören zu den bekanntesten archäologischen Sehenswürdigkeiten der Wildeshauser Geest. Einzig hier können Sie ein mit Erdaufschüttung rekonstruiertes Großsteingrab besichtigen (Hünenbett I) und innerhalb Niedersachsens treffen Sie nur hier auf eine jungsteinzeitliche Grabanlage mit drei Kammern (Hünenbett II).
Beide zählen zu den bemerkenswertestes in Niedersachsen. Sie werden häufig auch ganz profan als „Große Steine“ bezeichnet. Das kaum 6 m lange Grab III ist dagegen in den 1930er Jahren von Dötlingen an diese Stelle versetzt worden und es fehlen sämtliche Decksteine. Die großen Hünenbetten wurden 1934 bis 1939 ausgegraben. Dabei fanden sich über 10.000 Bruchstücke von Tongefäßen, Steinbeile, Pfeilspitzen, Bernsteinperlen und eine kleine Kupferscheibe.
Die Gäste, die von der Dorfstraße das baumumstandene Areal betreten, stoßen zunächst auf Hünenbett II. Seine Umfassung hat die Ausmaße von 34 x 6 bis 8 m. Einmalig ist die Aufnahme von insgesamt drei Grabkammern, die im Wesentlichen gut erhalten sind und an denen auch die Lage des Ganges noch ablesbar ist. Hünenbett I übersteigt sogar noch die Ausmaße des Zwillings. Es misst in der Umfassung stolze 49 x 7 m. Der Zugang, der sich in seltener Weise in Nord-Süd-Richtung erstreckenden Kammer, zeichnet sich schlitzartig an der östlichen Langseite des Grabhügels ab. Die Zwickel der Umfassungssteine sind mit Trockenmauerwerk aus Bruchstein verfüllt. Das Grab ist im Zuge der Untersuchungen während der NS-Zeit wiedererrichtet worden. Wichtig zu beachten ist, dass diese historische Rekonstruktion aus einer Zeit stammt, in der jungsteinzeitliche Megalithgrabanlagen mit angeblichen Ur-Germanen in Verbindung gebracht wurden und dementsprechend politisch instrumentalisiert wurden.
Hanebüchener Germanenkult
Keineswegs harmloser Forschergeist, sondern politische Vereinnahmung gab den Anstoß für die Kleinenkneter Grabungsarbeiten von 1934 bis 1939: Der Oldenburger Architekt Hermann Wille war Vertreter der nationalsozialistisch-rassistischen Ideologie und behauptete in seinem 1933 erschienenen Buch „Germanische Gotteshäuser zwischen Weser und Ems“, bei den Großsteingräbern der Region handele es sich um Reste germanischer Tempelanlagen. Obwohl bereits seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wiederholt eindeutig belegt worden war, dass die Bauwerke aus der Jungsteinzeit stammten und definitiv als Grabstätten – und zwar als europaweit (!) nachweisbare Grabstätten – erbaut worden waren, entbrannte ein heftiger Streit in Fachkreisen. Willes groteske Thesen stießen auf eine derart breite Resonanz, dass der damalige Leiter des Staatlichen Museums für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg, Karl Michaelsen, exemplarische Grabungen zusammen mit dem Landesmuseum Hannover und dem Reichsarbeitsdienst unternahm. Ausgiebige Untersuchungen der Kleinenkneter „Großen Steine“ sollten endgültige Klarheit über die originäre Funktion der monumentalen Anlagen bringen. Die Ausgrabungen erfolgten nach den damaligen wissenschaftlichen Standards und bestätigten einmal mehr die Funktion als Grabanlagen. Dennoch erfolgte durch die monumentalisierte Rekonstruktion von Grab I eine Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus. Die Grabungsdokumentation ist weitgehend im Krieg verloren gegangen; erhalten sind zumindest zahlreiche Fotos, ein paar Vorberichte und die Funde.
Noch heute verwundert dieser Zwist in Fachkreisen. Wenn man sich schon nicht eingestehen wollte, dass jene Monumente in weiten Teilen Europas – und zwar in alles andere als „germanisch“ geprägten Teilen Europas - entstanden waren, so hätte man zumindest einräumen müssen, dass die Germanen erst lange nach der Jungsteinzeit in Erscheinung getreten waren.
Dieser Großsteingrab ist Teil der Straße der Megalithkultur (SMK).