Feldulme Hofstetten

icon-pin
LL23, 86932 Hofstetten
Naturerlebnis Sehenswertes

Die alte Feldulme bei Hofstetten

Selten geworden sind die herrlichen Ulmen in Bayern, denn im 20. Jahrhundert wurden sie weites gehend hinweggerafft durch den Schlauchpilz Ophiostoma ulmi, der Verursacher des „Ulmensterbens“. Übertragen werden die Pilzsporen durch den Ulmensplintkäfer (Scolytus). Bald schon nach der Infizierung beginnen die Ulmen zu welken, da die Pilzfäden die Wasserleitungsbahnen der Bäume verstopfen. Der erkrankte Baum stirbt nach kurzer Zeit ab. Selbst die legendäre „Lutherulme“ zu Worms fiel dem Pilz zum Opfer. Mit 11 Metern Stammumfang zählte sie zu den mächtigsten Ulmen Europas. Im Jahr 1991 schließlich musste auch die viel besungene „Uhlandulme“ zu Hirsau gefällt werden.
 
„Zu Hirsau in den Trümmern da wiegt ein Ulmenbaum
Frisch grünend seine Krone hoch übern Giebelsaum.
Er wurzelt tief im Grunde vom alten Klosterbau;
Er wölbt sich statt des Daches hinaus ins Himmelsblau...“
Ludwig Uhland
 
Die Feldulme bei Hofstetten hat das Ulmensterben überlebt. Ihr Alter wird auf 170 Jahre geschätzt. Die Herrgottsruh-Säule mit dem gegeißelten Heiland wurde 1869 von dem Kaufmann Anton Egwolf gestiftet.
Höchste Zeit wird es, wieder Ulmen in Bayern zu pflanzen. Dank der züchterischen Arbeit einiger Baumschulen, gibt es seit einigen Jahren Ulmensorten, die gegenüber dem Schlauchpilz resistent sind. Damit ist dieser Baumart die Möglichkeit gegeben, die mit­teleuropäische Landschaft wieder zu beleben und zu bereichern. Um der Entscheidung zur Ulmenpflanzung ein wenig Anstoß zu verleihen, im folgenden eine kleine Ulmenkulturkunde:
In Mitteleuropa kennen wir drei natürlich vorkommende Ulmenarten: Die Bergulme, die Feldulme und die kleinere Flatterulme. Berg- und Feldulmen werden bis zu 500 Jahre alt. Wobei die ers­tere in einer Höhe von bis zu 1300 Metern wächst, während die andere die wärmeren Niederungen bis 600 Höhenmetern bevorzugt. Frisch-humose Böden lieben sie alle drei, die Flatterulme mag es sogar feucht und wächst vor allem in Auenwäldern. In den ersten 30 Lebensjahren wachsen die Ulmen schnell zu einer Höhe von 35 Metern bisweilen 40 Metern heran (Flatterulme 30 Meter).
Das Holz des Rüsters, wie die Ulmen auch genannt werden, zählt bei Schnitzern, Drexlern und Schreinern zur schönsten europäischen Holzart. Wunderbar gemasert gilt das Rüsterholz als äußerst druckfest und dauerhaft.
Bereits im zeitigen Frühling blühen die Ulmen. Weit bekannt waren bei den Kindern die witzigen „Ulmenscheibenflieger“, die geflügelten Nüsschen. Bereits im Mai verbreiten sich die Ulmensamen mit diesem natürlichen Flugapparat über weite Entfernungen. In der Vorstellung der antiken Griechen begleiteten diese zauberhaft schwebenden und in den Lüften tanzenden Ulmenfrüchte zu tausenden den fliegenden Götterboten Hermes, wenn er die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich hinüberführte. Auch sonst galt die Ulme bei den Griechen als ein Sinnbild des Vergehens und des Abschiednehmens. Unter der Ulme beweinte Orpheus den Tod seiner alles geliebten Eurydike. Die Nymphen pflanzten junge Ulmen auf das Grab des Eätions, dem Vater der Andromache. Nach dem Diebstahl der goldenen Äpfel durch Herkules verwandel­ten sich die Hesperiden in die drei Bäume der Trauer Ulme, Weide und Pappel.
„Die Reben umfangen aus süßem Verlangen die Ulmen mit Lust.“ dichtete 1656 Philipp von Zesen. Bereits die Römer leiteten ihre Rebstöcke in die knorrigen alten Ulmen um ihnen Halt zu geben. Später verwendeten die Winzer Rüsterholz zum Stäben der Weinstöcke.
Aus dem feinen Ulmenbast wurden einst die Bienenkörbe geflochten. Als „Cortex Ulmi interior“ galt der Tee aus Ulmenbast sogar als heilendes, magenschonendes Mittel gegen Durchfall und der Sud der Ulmen­rinde wurde äußerlich gegen Wunden und Ausschläge verwendet.
Bei der sogenannten Aschenbrennerei stand die Ulme einst hoch im Kurs, denn sie lieferte die wertvolle „Waldasche“, die als Pottasche den 8 fachen Kaligehalt als die Fichte brachte und selbst die Buchenasche um ein Vielfaches an Wert übertraf. In gepichte Fässer gefüllt wurde die Pottasche aus den Waldregionen auf dem Flösserweg und durch Pferdetransport zu den Glashütten gebracht. Dort galt die Pottasche als „Flussmittel“ zur Beschleunigung des Schmelzprozesses beigemischt. 100 Teile Sand - 30 Teile Pottasche - 15 Teile Kalk lautete eine alte Formel.

Infos einfach aufs Smartphone

Scanne dafür den QR-Code mit Deinem Smartphone ab oder tippe diesen Link in den Browser:

Quelle: destination.one

Zuletzt geändert am 05.06.2021

ID: p_100055787

Solltest Du mit der Veröffentlichung Deiner Daten nicht einverstanden sein, kannst Du hier eine Löschung beantragen.