Die drei Gebetslinden von Wessobrunn
Ein Schatz für die Sprachforschung wurde Anfang des 19. Jahrhunderts in der Klosterbibliothek Wessobrunns gehoben. Sie barg das bisher älteste Gedicht in deutscher Sprache. Ein Mönch schrieb die heute als „Wessobrunner Gebet“ bekannten althochdeutschen Worte vor 1200 Jahren in sein lateinisches Textbüchlein. In seinem Hymnus über die Weltschöpfung schildert er auch eine Welt noch ohne Bäume:“..., dass Erde nicht war, noch Firmament, weder Baum noch Berg kein Stern und auch die Sonne nicht schien...“. Woher der Mönch stammte, der diese Worte verfasste, ob er gar ein Benediktiner aus Wessobrunn war, ist nicht geklärt. Der Historiker und Förderer Wessobrunns Prof. Dr. Sepp veranlasste 1875, den Wortlaut des Wessobrunner Gebetes in einen Steinfindling zu meisseln und diesen neben der alten Dorflinde aufzustellen. Es heißt der Baum wurde kurz nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs gepflanzt. An ihrem Stamm verweilten im 18. Jahrhundert gewiss auch zahlreiche Schüler, die in Wessobrunn als Stukkateure ausgebildet wurden und von hier aus an die Höfe Europas ihre Kunstfertigkeit trugen. Zusammen mit den beiden Schwestern werden die drei Lindenbäume heute als Gebetslinden von Wessobrunn bezeichnet.